![]() |
3 Objekte: jeweils 70 x 30 x 30 cm, Spanplatten, weiße Lackfarbe
|
Plastische Intervention im Stadtraum mit
verkleinerten Nachbauten
In der Fassadengestaltung der architektonischen
Sonderform, mit der Bezeichnung „Danziger Renaissance“, spiegeln sich niederländische
und italienische Einflüsse zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert wieder. Die
Giebelfronten, der für Hansestädte charakteristisch schmalen und hohen Bauweise
der Patrizierhäuser, sind mit antiken Ornamenten und Standbildern geschmückt.
Gdańsk wurde mit dem Ungetüm des Zweiten Weltkrieges fast völlig zerstört. Beim Wiederaufbau in den 60er Jahren entschieden sich die Stadtplaner für die Rekonstruktion der historischen Fassadengestaltung. Den Ansprüchen des modernen Wohnungsbaus wird die Aufteilung der Innenräume gerecht. Die Verschiebung zwischen Innen und Außen ist irritierend. Durch die dichte Bebauung fielen Innenhöfe und innerstädtische Grünanlagen fast völlig weg. Die repräsentative, touristisch erschlossene Fußgängerzone in der Langgasse (Długa) erscheint wie eine innenräumliche Theaterkulisse mit Läden und Restaurants.
Stilisiert greifen die modularen
Nachbauten die typischen Architekturformen der Patrizierhäuser und
Speichergebäude in der Altstadt auf. Die Front der formreduzierten Objekte
spielt mit den Proportionen in der Verteilung der Fenster- und Türöffnungen. Gestalterisch
entspricht die Form der Architekturmodelle einer einfachen Stuhlform.
Einerseits vermitteln die Objekte eine bildhafte Fassade und Außenräumlichkeit.
Andererseits stellt der Stuhl als Möbelstück einen Bezug zum Innenraum her. Der
Stuhl bietet im Kontext der künstlerischen Rauminstallation im Stadtraum den
Sitzenden einen Sockel. Mit der temporären Aufstellung der verkleinerten
Nachbauten außerhalb der Touristenzone inszenierte ich kontextuelle
„Verrückungen“ im Spannungsraum zwischen den architektonischen Spuren der
Vergangenheit und den modernen Stadtstrukturen in den Randbezirken von Gdańsk.